der Blaudruck / Reservedruck
Häufig wird der Begriff Blaudruck fälschlicherweise für weiße Textilien verwendet, die mit blauer Farbe bedruckt wurden.
Tatsächlich handelt sich beim echten Blaudruck aber um ein Färbeverfahren für Leinen- oder Baumwolle im Reservedruck.
Das gewünschte Muster wird mit sogenannten Modeln (Druckstöcken) und einer Schutzmasse, dem „Papp“, auf den weißen Stoff aufgedruckt. Dieser „Papp“ verhindert die Färbung des Stoffes und reserviert die Stellen, an denen er aufgetragen wird.
Der Blaudrucker mischt den „Papp“ selbst und stimmt ihn auf seine Färbeküpe ab. Die Mischverhältnisse waren früher ein streng gehütetes Geheimnis, das nur innerhalb der Familie weitergegeben wurde. Anschließend wird der Stoff in der Indigoküpe blau gefärbt und der „Papp“ wieder herausgewaschen, wodurch das charakteristische weiße Muster auf blauem Grund entsteht.
Ungefähr 1690 wurde in Augsburg der erste Blaudruck in Deutschland hergestellt.
Das Handwerk des Blaudrucks erlebte seinen eigentlichen Aufschwung im 18. Jahrhundert. Bedruckt wurden vor allem Stoffe für Bettwäsche, Vorhänge, Tischdecken und Frauenkleidung. Vor der Industrialisierung wurde Reichtum vor allem an aufwändigen Stickereien oder der Bildwirkerei gemessen.
Da beim Blaudruck hauptsächlich handgewebte Leinenstoffe der ländlichen Bevölkerung bedruckt wurden, galt er zunächst als eine Kunst der armen Leute.
Mit der Industrialisierung wurde es möglich, Stoffe maschinell im Walzendruck zu bedrucken, was für die meisten Blaudruckerwerkstätten leider das Ende bedeutete.
Auch im Besitz meines Großvaters befinden sich verschiedene Model, die er aus aufgegebenen Blaudruckerwerkstätten erwarb.